»Jeder Mensch hat eine
liebevolle Berührung
verdient«
Anfang letzten Jahres standen wir vor der Aufgabe,
einen neuen männlichen Masseur für unser Studio Traum Massagen Bonn zu suchen.
Nach vielen
eingegangen Bewerbungen hatten wir das Glück, Carsten kennen zu lernen. Uns hat nicht nur seine umfangreiche
Massageausbildung beeindruckt, sondern
auch seine Ausstrahlung und sein Umgang mit Menschen.
Wir bekommen immer wieder Anfragen, was Carsten als
Masseur auszeichnet. Dabei spielen offensichtlich Unsicherheiten, ausgelöst
durch unseriöse Angebote, die man immer wieder findet, eine große Rolle.
Nun haben wir die Gelegenheit genutzt und mit Carsten
ein Interview geführt, in dem er von seiner Arbeit als Tantramasseur erzählt.
TMB: Carsten, wie bist du zur Tantramassage gekommen?
Carsten: In einer stressreichen Phase meines Lebens habe ich
mich in einem Schwimmbad massieren lassen und gemerkt, dass mir das extrem
gut getan hat. Daraufhin habe ich mich nicht nur regelmäßiger
massieren lassen, sondern auch diverse Massageseminare und -schulungen gebucht,
um das selbst zu erlernen.
Irgendwann wurde ich auch auf Tantramassagen
aufmerksam, denen ich wegen ihrer ganzheitlichen Ausrichtung seitdem besondere
Aufmerksamkeit schenke.
Die Tantramassage schließt normalerweise die Berührung des Intimbereichs
ein. Dies wird von der Öffentlichkeit immer wieder falsch verstanden. Wie gehst
du damit um?
Ein Merkmal der Tantramassage ist, dass u.a. auch die
sexuelle Energie eine Rolle spielt, also das sinnliche Erleben wird hier nicht
wie bei den klassischen Massagen ausgeklammert.
Das bedeutet aber nicht wie von manchen Leuten
befürchtet, dass es hier zu einem Geschlechtsakt kommt, sondern sinnliche
Empfindungen dürfen bei der massierten Person da sein und werden von mir als
Masseur aufgenommen und fließen wieder in die Massage ein. Es bleibt also bei
einer Massage.
Was macht für dich eine gute Massage aus?
Da ich mich auch häufig massieren lasse, ist mir
wichtig zu spüren, dass die Person, die massiert, weiß, was sie tut und
auch mit dem Herzen dabei ist. Wichtig ist auch, dass man individuell
auf die persönlichen Bedürfnisse des Massageempfängers eingeht und keine immer
gleiche Massage "von der Stange" abliefert.
Gibt es deiner Ansicht nach Vorurteile gegenüber männlichen Masseuren?
Da habe ich schon einige gehört, überwiegend von
Personen, die sich - wie das meistens der Fall ist - noch nicht
intensiver mit dieser Materie beschäftigt haben. Natürlich gibt es hier wie
überall auch schwarze Schafe.
Tantramassagen zu geben erfordert schon Feingefühl und
einige Eigenschaften, die nicht jeder im gleichen Maß hat, d.h. nicht
jeder ist dafür geeignet. Deshalb ist hier ein Vorgespräch wichtig, bei
dem sich die an der Massage Beteiligten kennenlernen und Vertrauen
aufbauen können. Aber wenn ein kompetenter Tantramasseur einer Frau eine
achtsame und individuell auf sie ausgerichtete Massage gibt, hat das schon etwas,
das nicht mit der Massage einer Masseurin 1:1 austauschbar ist.
Ein wichtiges Kriterium, auf das Interessierte achten
sollten, ist die Ausbildung durch den Tantramassage-Verband e.V. (TMV), wie ich
sie absolviert habe. Dies ist ein Qualitäts-kriterium, dass durchaus die Spreu
vom Weizen trennt, was die Verpflichtung und die Durchführung der Massage
angeht.
Wie beschreibst du dich selbst?
Da ich in meinem Leben bisher viel mit Frauen zu tun
hatte und habe, hat sich bei mir ein Feingefühl und eine Sensibilität entwickelt,
die mir bei den Massagen zugute kommt. Ich höre aufmerksam zu und würde mich
als einen meist ruhigen und besonnenen Menschen beschreiben.
Ich habe den Wunsch, meinem Gegenüber etwas Gutes zu
tun, und häufig wurde mir schon gesagt, dass meine Massagen sehr liebevoll
sind.
Wie bereitest du dich auf einen Massagetermin vor?
Mir ist wichtig, den Massageplatz möglichst in Ruhe
vorzubereiten und mich auch mental schon einige Zeit vorher auf die folgende
Massage zu konzentrieren und offen und neugierig (im positiven Sinn) auf die
Person zu sein, die da kommt. Das Vorgespräch nutze ich, um diese Person näher
kennenzulernen und mich auf sie individuell einzustellen.
Wer lässt sich von dir massieren?
Frauen und Männer (bisher deutlich mehr Frauen),
Ende 20 bis Ende 60, Angestellte und Selbständige, Beamte, Studenten,
eigentlich fast jeder. Wichtig ist, dass man einigermaßen gesund und nicht
gebrechlich ist, da die Massage auf dem Boden stattfindet (natürlich auf
weicher Unterlage).
Was empfindest/denkst du während der Massage?
Jeder Mensch hat m.E. grundsätzlich eine liebevolle
Berührung verdient und braucht sie auch für ein gutes seelisches Gleichgewicht.
Bei der Massage versuche ich, energetisch in Kontakt mit der massierten Person
zu kommen und dafür zu sorgen, dass sie entspannen und zu neuen Kräften kommen
kann. Diese "Kontaktaufnahme" fühlt sich natürlich bei jedem Menschen
etwas anders an. Wichtig ist zweitens, dass ich mich selbst auch wohlfühle, so
dass die Massage wirklich harmonisch ablaufen kann.
Jede Frau hat ihre
Problemzonen und Unsicherheiten. Ich kenne das von mir selbst. Bei meiner
ersten Tantramassage hatte ich zu Anfang Bedenken, ob der Masseur mein
Übergewicht ablehnt. Dies hat er nicht getan und ich habe mich wohl gefühlt.
Wie begegnest du den
Frauen, die du massierst, sind Äußerlichkeiten wichtig?
Natürlich
bekommen wir aufgrund unserer Erfahrungen und Denkmuster einen Eindruck
von jedem Menschen, der uns begegnet. Eine Bewertung im Sinne von
"gut" oder "schlecht" oder "uninteressant" oder
"scharf" möchte ich bewusst vermeiden, weil es darum nicht geht und
auch nicht gehen darf. Hier kommt eine Person und schenkt mir das Vertrauen,
sie zu berühren und zu massieren. Das ist etwas, wofür ich dankbar bin. Wichtig
ist hier die Offenheit, eine neue und vielleicht sehr angenehme Erfahrung zu
machen, was umso wahrscheinlicher ist, je mehr man mich als
Masseur auch nicht oberflächlich in eine solche Kategorie einordnet.
Wie hat die
Tantramassage dein Leben verändert/beeinflusst?
Die Tantramassage hat
mir gezeigt, dass es möglich ist, als Erwachsener in eine Atmosphäre von
Natürlichkeit, Respekt und Ganzheitlichkeit einzutauchen, die ich vorher nicht
für möglich gehalten hatte und die nicht nur eine kurzfristig entspannende
Wirkung, sondern auch
eine länger andauernde heilsame Wirkung haben kann. Würden sich mehr Menschen
regelmäßig so liebevoll berühren und achtsam miteinander umgehen, dann gäbe es
m.E. deutlich weniger zwischenmenschliche Aggressionen im Alltag.
Was sind die Vorteile,
wenn man sich regelmäßig als Frau tantrisch massieren lässt?
Die Vorteile für Frauen
(wie für Männer) sind neben eine Harmonisierung des inneren seelischen bzw.
körperlichen Gleichgewichts, einen neuen Horizont zu entwickeln für einen
ganzheitlich angelegten Umgang miteinander, ob im Alltag, unter Freunden oder
Partnern.
Eine Tantramassage ist gerade auch für eine Frau ein tiefgehendes
ganzheitliches Erlebnis mit der Möglichkeit, ein
Vertrauensverhältnis aufzubauen bzw. Nähe zu erleben ohne einem verbindlichen
Druck ausgesetzt zu sein.
Nach meiner Erfahrung sind Frauen genauso
empfänglich für diese Massage wie Männer, aber sie nutzen das Angebot seltener,
vielleicht aus Unsicherheit, ob es richtig wäre, oder wegen der erwähnten
Vorurteile gegenüber Masseuren, oder sie scheuen die Ausgaben. Dabei kann
es sich wirklich lohnen, mal über seinen Schatten zu springen.